Mittwoch, 9. Dezember 2009

Video Spiele: Gefahren und Chancen

Nachdem ich zu jenen Menschen gehöre, die quasi von Kind auf mit Computern, und Video Spielen aufgewachsen bin, wird es nach 24 Jahren endlich einmal Zeit, sich Kritisch mit dem Thema, Video Spiele (spielen) auseinander zu setzen.

Part 1 - Technologie Falle
Stanislav Lem beschreibt in einem seiner Bücher, das Phänomen, dass die Menschen mit der fortschreitenden Technologisierung des Lebens vor dem Problem stehen, dass sie Technologien schaffen, die bestimmte Probleme akut lösen können, aber gleichzeitig nie in der Lage sind voraus zu sehen, was diese Technologie noch alles anrichten kann, bzw. wie sie richtig und gut damit umgehen sollen.
Die Videospiele sind ein sehr schönes Beispiel dafür. Es gibt keine oder nur wenige Regeln darüber, bzw. gesichertes Wissen, wie viel Video spielen für uns gut ist, und ab wann wir sichtlichen Schaden davon nehmen. Bzw. wahrscheinlich gibt es sogar gesichertes Wissen, nur bis dieses Wissen in der Gesellschaft ankommt, ist schon längst einiges an Schaden angekommen.

Part 2Gefahren
Ich sehe einige Gefahren die von Videospielen ausgehen können, auf die ich hier nur kurz eingehen möchte.
Isolation: Dadurch, dass uns sehr viele Spiele in eine Welt zu ziehen vermögen, in der wir alles um uns herum vergessen, und mit dieser parallel Welt verschmelzen, werden Reale Beziehungen, Dinge, Aufgaben, Fähigkeiten, Lernprozesse, etc. immer weniger wichtig, ja im schlimmsten Fall völlig egal. Wir geben unsere Freundschaften zugunsten von Videospielen auf und verarmen so Sozial völlig.
Suchtverhalten: Dieses Aufgehen in diesen virtuellen Realitäten kann dazu führen, dass wir unsere virtuellen Identitäten nicht mehr aufgeben wollen bzw. nicht mehr aufgeben können. Das Sammeln von virtuellen Gegenständen, Freunden, und Trophäen wird zum Zwang, ähnlich wie das Rauchen, nur dass das Rauchen wenigstens dazu führt, soziale Kontakte zu pflegen im Unterschied zu bestimmten Videospielen.

Realitätsverzerrungen: Dadurch, dass uns die Spiele immer nur perfekte Realitäten präsentieren, mit perfekten Menschen und perfekten Geschichten, und wir uns gleichzeitig so stark mit diesen Realitäten identifizieren, kann es sehr schnell dazu führen, dass wir über die unsere eigenen Leben, die um so vieles unspannender sind (könnte man/frau fälschlicher Weise annehmen), masslos enttäuscht sind, da sie eben nicht diesen virtuellen Idealen entsprechen. Gerade deswegen, halte ich auch die Entwicklung der Videospielindustrie vom Videospiel zum „multimedialen Lebenswelt Spektakel“ für sehr bedenklich.
Es ließen sich hier noch andere Probleme nennen, zum Beispiel die Auswirkung auf unsere Gewaltpotentiale, doch darüber will ich erstens hier keine Worte verlieren und zweitens würde allein dieser Punkt eines längeren Artikels würdig sein.

Part 3Chancen
War ich im Laufe meines Lebens des öfteren der Meinung, dass sich Videospiele nur Negativ auf uns auswirken, kann ich nach 24 Jahren, diese absolute Meinung endgültig revidieren. Videospiele haben ein sehr großes Entfaltungspotential und dienen uns zu verschiedenen Dingen. Ich möchte mich hier wiederum auf ein paar wenige Punkte beschränken.
Spiele Entwicklung: Was viel zu lange Zeit an mir vorüber gezogen ist, ist die Tatsache, dass sich in den letzten Jahren eine Szene unter den Videospielmacher_innen herausgebildet hat, die sich äußerst Innovativ und Kreativ mit Videospielen auseinander setzt. Die Indie Gamer_innen. Hier wird Simple Grafik, ergänzt durch wahnsinnig spannendes Gameplay. Die Spieler_innen werden wieder gefordert knifflige Aufgaben zu lösen, was das Hirn zum Denken anregt und nebenbei auch noch riesen Spass macht. Die Erstellung und Entwicklung dieser Spiele, ist eine sehr bereichernde Tätigkeit, weil sie unsere Fähigkeiten auf sehr verschiedenen Ebenen des Denkens und Lernens anspricht. Designs müssen erstellt, Level erdacht, Geschichten erfunden und Techniken entwickelt und umgesetzt werden. Die Individuen werden wieder Produzenten ihrer eigenen Fantasie, und sind nicht länger davon abhängig sich nur in fremden Welten bewegen zu können. Auch Kommerzielle Spiele sind längst auf den Zug aufgesprungen wie man/frau etwa bei Little Big Planet gut beobachten kann.
Kontrollierter Realitätsverlust: Während es auf der einen Seite zur Gefahr werden kann, völlig den Bezug zur Realität zu verlieren, kann dieses „weg beamen“ aus der Realen Welt aus meiner Sicht auch dazu dienen mit unserer Psyche haus zu halten. Tagtäglich werden wir mit all dem Leid dieser Welt konfrontiert. Sei es in der Arbeit, durch die Medien oder in unserem privaten Alltag. Gewalt, Missbrauch, Schmerzen, Ausgrenzung usw. wohin das Auge reicht. Da bietet es sich an, bei Zeiten einmal auf eine Gedankenreise zu gehen und dieser Realität zu entfliehen, und für einige Zeit einmal eine_n Helden_in die alle Probleme aus der Welt schafft.
Kunst: Was auch nicht übersehen werden darf, dass Video Spiele und besonders die neuen Indie Games, kleine bzw. große Kunstwerke darstellen. Sowohl was die Grafiken und Bilder der Spiele angeht, als auch die Ideen die dahinter stecken.

Ich glaube, dass Videospiele für gewisse Menschen einen hohen Stellenwert in ihrem Leben haben. Für manche vielleicht einen zu hohen. Sicher ist, viele von uns spielen Videospiele. Sie sind Teil unserer Gesellschaft geworden, deswegen halte ich es auch wichtig, dass sich Menschen mit diesem Medium kritisch auseinander setzen, und daran arbeiten es zu verbessern, anstatt es einfach als schlecht abzutun und es abzuschaffen.

[val]

1 Kommentar:

  1. Videospiele werden tatsächlich als Argument widersprüchlich eingesetzt: ...wenn man/frau bedenkt dass Esssucht durch Videospiele geheilt aber auch gefoerdert werden kann...dein part 2 und 3 zeigen diese Widerspruechlichkeit... also ab wann ist spielen gefaehrlich? ab wann ist man/frau einfch bei der technischen Entwicklung nicht mitgekommen? ich plaediere fuer Videospiele als paedagogische Methode!

    [sol]

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